Weder die alten, noch die neuen Religionen
bringen Aufbrüche. Nur Vollzug. Sie tummeln sich, in kleinbürgerlichem Einvernehmen,
im Schatten ihrer Vorbilder, aber nicht in deren Licht. Biederkeit gebiert keine
randlosen Zukunftsträume und ohne solche sind Religionen sinnlos. Also herrscht
eine verschworene Erhaltungsmentalität, in der die Gläubigen sich gegenseitig
in Einfalt bestärken: Zuschütten statt aufdecken, „Gott“ erträglich „machen“,
um dem letztgültigen Alleinesein zu entfliehen. Zu viele Antworten lähmen ihre
Köpfe, um noch fragen zu können. Eingliederung statt Freiheit, wo doch freier Geist
das Leben umwehen müsste. Wahrhaft suchende Menschen brauchen keine Zeigefinger,
pfeifen auf geistliche Mütter und Väter. Sie ordnen ihre Fragen, entwickeln
erfüllende Wege ohne aufgeblasenes religiöses Gelaber oder herangeweihte Hierarchien,
die meinen, die vielen Wege zur Fülle der Leere liessen sich bändigen und stilisieren.
Die einsamen Pfade dieser mutigen Wanderer lassen sich nicht packen. Sie sind
zu tief und lassen viel „Bewährtes“ hinter sich. Ihre Gedanken führen in die
Freiheit, meiden die stinkenden Tümpel geistigen Nasenschleimes. Sie setzen
sich ungemütlichen Entdeckungen aus, die an den Grundfesten des Lebens rütteln
und die kranken Trost-, Heils- und Sicherheitskonzepte hinter sich lassen.
2014