Es gab Zeiten, in denen mir das Selbstbewusstsein
fehlte, besser oder schlechter überspielt. Allmählich kehrte der Blick nach
aussen. Ich wurde zum feurigen Krieger und Rivalen, wollte andere belehren. Fantasien
der Macht. Diesen folgte der Sturz in Zweifel und Grenzen. Bezugslos wirbelten Sinn
und Zweck durch die Gedanken. Kämpfe für nichts, Hirngespinste,
Selbstversklavung und am Ende die Erkenntnis, wie wenig ich bewegte,
wie klein ich war. Ich lernte, mir trotz Zweifeln treu zu bleiben. So wurde die
lähmende Angst zur beflügelten Wissbegier. Ideologien zerfielen, Kategorien
verblassten, Absolutes verlor den Reiz, was Raum für Bewegung schuf, in der das
Denken sich entfesseln liess. Neue Sichtweisen machten den Lehrer zum Begleiter
und eine unbekannte Langsamkeit verschlang die Zeit. Einfache Taten lösten
Drang und Wollen ab, wiesen den Weg in den Garten des Lebens. Wieder lernte ich
zu schauen, diesmal dem Geschehen seinen Platz zu lassen, allem Wachsenden
seine Zeit und mir selbst die Leere, die es brauchte, um diese Fülle aufzunehmen.
01.11.16
01.11.16