25.05.2010

Jesus im Kaninchenstall

Jesus von Nazareth war nicht von gestern. Er suchte Auswege und Fortschritt. Sonst wäre ihm keiner gefolgt. Franz von Assisi hätte keine Freunde gefunden, ohne seinen Blick nach vorne. Aus der Glut ihrer Leidenschaft verbrannten sie für ihre Werte und setzten sich über die Regeln hinweg.
Warum sträuben sich Christen gegen den Fortschritt und behaupten, damit in der Nachfolge Christi zu stehen? Wer diese Nachfolge antritt, muss aufbrechen und loslassen. Unsere Heilsverwalter aber kleben an Überlieferungen, sind meist eingesperrt in geschlossene Gedankenräume und Rangordnungen. Wohlgenährte, angstgelähmte Krämerseelen, die sich in ihrer Gesetzeskirche gegenseitig ihre Richtigkeit beteuern. Im Elfenbeinturm wird festgeschrieben, was nicht festzuhalten ist. Unter der Decke feierlicher Gemeinschaftsseligkeit wuchsen Glaubenswahrheit, Schuld und Sühne, Verkündigungsauftrag, Drangsalierung des Gewissens und gerade soviel Feigheit wie Berechnung. Diese Verwalterseelen haben das Feuer längst verloren und umkreisen ihre Fahnenstangen. Abgesicherte Kleinbürgerlichkeit im Grossformat. Was soll daran christlich sein? Ausser der Fahne - nichts. Gefragt wäre das Weitertragen der Glut und nicht die Anbetung der Asche.