18.05.2010

Noe 16 - Zwischenträume

"Ich glaube an nichts", hörte Noe häufig. Er pflegte dann zu fragen, was hundert Franken seien und erhielt billige Antworten. Eine Banknote hatte ja keinen Wert und war Eigentum der Nationalbank. Sie war der Ausweis des Glaubens, dass jemand auf dieser Welt bereit war, für ein lächerliches Stück Papier eine Gegenleistung zu erbringen. Und die Liebe? Bestand sie nicht ausschliesslich aus Absicht und Glauben? Allen voran jene Liebe, die wir tief in unseren Herzen trugen, die Sehnsucht nach dem Vollkommenen und der Geborgenheit? War sie nicht ein Traum, baute auf Hoffnung, wurde mit Erwartungen überladen und zerbrach oft lange bevor sie wirklich trug? Wenn Noe etwas glaubte, ordnete er seine Fragen und begab sich auf den Weg. Oder er hielt ein, um zu betrachten, was um ihn und in ihm selbst geschah. Neidlos konnte er den Atheisten zugestehen, dass sie eine schlüssige Antwort besassen, die jedoch so wenig zu beweisen war, wie der Inhalt der Leere, nach dem Noe suchte. Die Bandbreite dieser Unvereinbarkeit nährte Noe's Neugier und liess ihn nicht mehr los.