19.04.2011

Noe 20 - Erwarten, Wollen, Lassen

Der junge David und Noe sprachen über Staatskunst, Frauen, Männer, Liebesfragen, Philosophie, Wissenschaft, Religion, anderes mehr und über den Glauben. Dabei dachte Noe an seine Begegnungen mit jenen bescheidenen Mönchen und Nonnen, die ihren Glauben völlig ungezwungen und natürlich zu leben wussten. Für sie waren die Wellen des Lebens der Ausdruck göttlichen Wirkens, sich diesem auszuliefern, hatten sie in jungen Jahren beschworen. Dabei legten sie ihr Hände keineswegs in den Schoss und fanden sich überall zurecht. Sie lernten Umstände und Zeichen zu lesen, um dann ohne Aufregung das zu tun, was der Lebensfluss erforderte. Nicht mehr und nicht weniger. Diese Menschen wiesen die Wirren des Alltags in die Schranken, indem sie ihren Lebensgrund jenseits der Erkenntnis wussten und ausserhalb der menschlichen Geschäftigkeit. Sie verfügten über eine entwaffnende Art, sich der inneren und äusseren Wirklichkeit zu ergeben, ohne sich von ihr beirren zu lassen. Aus ihren Erfahrungen vermochten sie tiefe, einfache Schlüsse zu ziehen und diese unverfälscht anderen weiter zu schenken. So unscheinbar wie ihr Leben und ihr Erlöschen, war auch die Lücke, die sie im lauten Treiben hinterliessen. Dennoch hatten sie unauslöschliche Zeichen in jene Herzen gebrannt, deren Puls so leise und doch kraftvoll wie der ihre war.