28.03.2010

Kunstsicherheit

Kunst pflügt, bewegt, überrascht, verunsichert. Sie sucht und zeigt Auswege aus Strömungen der Gesellschaft, fragt, klagt an, flüstert, schreit zuweilen und schafft Raum für Veränderung. Sie verhält sich nach dem Bibelwort "Der Geist weht, wo er will". Mit Kunst Erfolg zu haben, ist ein Seiltanz. Sich von seiner Arbeit ernähren zu können, ist kein Mass für die Berechtigung eines Künstlers. Deshalb sollten wir bei "grosser Kunst" öfters fragen, weshalb so viele sie zu verstehen scheinen. "Kleine" Kunst braucht Begleitung, da sie verletzliche Keime in sich trägt. Nicht jedem Samen sieht man an, was dereinst aus ihm wachsen kann.
Körperschaften der Kunstförderung sind rechenschaftspflichtig. Um sich zu finanzieren, müssen sie reinen Lebensverwaltern Weltsichten glaubhaft machen, die diese nicht nachvollziehen können. So brauchen sie Vergleichbarkeit und Geschichte, um daraus die "Rechtmässigkeit" der Gegenwartskunst abzuleiten. Eine falsche Sicherheit, denn keiner ist frei von Emotionen und Geschmack, persönlicher Wahrnehmung und Vorstellung. Neben der Mehrschichtigkeit der Aussage eines Werkes und seiner handwerklichen Güte, gibt es kaum verbindliche Anhaltspunkte. Letztlich kann ein Kunstschaffender auch zu begnadet sein, um verstanden zu werden oder es gilt das Wort vom Propheten im eigenen Land. Sich in diesem Dunstkreis des Ungefähren zurechtzufinden ist Erfahrungssache und gleicht oft einem Würfelspiel.
Ein Rat an alle Sicherheitsbehinderten: Nichts tun und warten, bis man abgesichert rückwärts schauen kann.