08.03.2010

Zeit los

Das "Alter" wird hier immer wieder auftauchen, denn damit habe ich mich zu befassen. Einerseits machen sich vermehrt kleine Leiden breit, die bleibende Einschränkungen zur Folge haben. Altern ist definitiv nichts für Feiglinge. Anderseits wächst die Liebesfähigkeit in einem Mass, wie ich es mir nicht vorstellen konnte. Neu meldet sich nun ein Gefühl der "Zeitnot". Nicht jene aufgeregte Not des jungen Mannes, die aus berechtigter Zeitvergeudung entsteht, sondern eine unterschwellige, leise Ungeduld mit viel Offenheit nach vorne. An Veranstaltungen des lauten Denkens, also an Sitzungen und Ränkespielen aller Art, frage ich mich inzwischen, in welchem Bewusstsein meine Altersgenossen sprechen und handeln. Ich scheine anderes zu spüren: Mein Lebenshorizont wird absehbar. Die mir verbleibende Zeit will ich nicht mit sinnentleerten Winkelzügen und endlosen Wiederholungen verpuffen. Auch nicht mit Selbstbefriedigungsritualen oder Geltungsspielen. Dabei hilft mir sowohl die Erfahrung mit Menschen, die sichere Einschätzung und Unterscheidung, als auch meine Respektlosigkeit vor "Autoritäten". Hätte ich diese nicht, wäre ich den Mechanismen von Angst und Liebe nicht beigekommen und müsste mein Leben anders hinterfragen.
Daraus folgt, dass wir die eigennützigen Bocksprünge irgendwelcher Selbstverliebten nicht so ernst nehmen sollten.