07.03.2010

Reaktionen und Visionen

Wir betreiben in diesem Land nur Interessenspolitik. Wir haben keine Visionen, keinen Entwurf für den Weg unserer Gesellschaft. Wir unterscheiden nicht Dringendes von Wichtigem. Die Politik produziert nur Reaktionen und wird so für die Jugend unglaubwürdig. Die Parteien sind Interessensverbände, erzeugen für ihre Profilierung öffentlichkeitswirksame Probleme, die es meist zuvor nicht gab und auch später nicht mehr geben wird. Sie drehen an Ort, versinken im Sumpf des Pragmatismus und des materialistischen Denkens. Wir brauchen aber eine Politik, die sehr weit in die Zukunft zielt und dafür auch Einbussen in Kauf nimmt. Es braucht Ziele, für die wir brennen können. Vielleicht müssten Entscheidungen weniger nach Mehrheiten gefällt werden, als nach den Übereinstimmungen in den Visionen. Dafür müssten diese entwickelt werden, was Volksvertreter nicht leisten können. Sie sind von Mehrheiten gewählt und wollen wieder gewählt werden. Je grösser eine Mehrheit ist, desto mittelmässiger stellt sie sich dar. Der Durchschnitt wählt sich selbst und damit durchschnittliche Politiker. Verflixter Kreis. Dass in dieser Aussage Gefahren lauern, weiss ich. Aber ich weiss auch, dass die Jugend aus der Politik verschwindet und nicht nur sie. Dieser Verlust ist fatal für jede Zukunft. Für mich bedeutet dies, dass grundlegende Veränderungen ausserhalb der Parlamente angeschoben und Politker so unter Druck gesetzt werden müssen.